Wireless HDMI vs. wired HDMI
Seit Januar 2016 besitze ich nun schon mein ins Wohnzimmer integrierte und mit meiner Stereoanlage verbundene Home Cinema und erfreue mich regelmässig an tollen Film- und Fussballabenden – alleine wie auch zusammen mit Freunden.
Bauseitig hatte ich zwar mehrere Einlegerohre zwecks Einzug eines HDMI-Kabels bereits vorgesehen. Dennoch wollte ich auf das Einziehen eines langen und teuren Kabels zwischen Quellen und Beamer bei der Erstinstallation meines Home Cinemas verzichten – insbesondere aus Preisgründen im Hinblick auf das gesamte Projekt. So setzte ich auf das beim Epson Beamer – in diesem Fall das Modell EH-TW9200w – integrierte wireless HDMI. Sowohl 2D als auch 3D (beides in Full HD, 1080p) funktionierte einwandfrei. Allerdings hat wireless HDMI auch seine Tücken und darauf will ich in diesem kleinen Bericht näher eingehen.
Vorteile von wireless HDMI
Es ist allgemein bekannt, dass Kabelverbindungen sicherer und verlässlicher sind, als ihre kabellosen Pendants. Warum denn überhaupt auf wireless HDMI setzen? Nun, bei einem Beamer stellt sich immer die Frage, wie das Bildsignal zu ihm gelangt. Im besten Fall hat man in der Nähe eine Steckdose für den Strom, vielleicht sogar noch an der Decke. Aber eine HDMI-Dose oder ein Rohr zum Einziehen eines entsprechenden Kabels? Das ist meistens Fehlanzeige. So müssen lange Kabelkanäle verlegt werden. Und je nach Architektur ist eine unauffällige Integration dieser Kanäle leider nicht immer möglich.
Darüberhinaus sind bei dementsprechend langen HDMI-Verbindungen sehr hochwertige Kabel notwendig, um auch wirklich die maximale Bildqualität herauszuholen. Solche Kabel mit Glasfasern sind entsprechend teuer. Nicht jeder – auch nicht im High End Bereich – ist bereit, rund Fr. 1’000.- für ein 20m langes HDMI-Kabel auszugeben.
Wireless HDMI ist dabei eine gute und durchaus auch günstige Alternative. Neben separat erhältlichen Produkten haben u.a. Sony und Epson entsprechende Lösungen in ausgewählten Modellen ihrer Beamer bereits integriert. Die Installation geht einfach vonstatten: In meinem Fall gelang die Verbindung mit dem Epson Beamer nach der Erstinbetriebnahme problemlos. Keine teuren HDMI-Kabel und keine unschönen Kabelkanäle zum Beamer hinauf. Ich muss aber zugeben, dass der Stromanschluss für den Beamer bauseitig bereits vorgesehen und somit vorhanden war. Falls dies nicht der Fall ist, so muss man natürlich trotzdem zumindest einen Kabelkanal fürs Stromkabel zum Beamer verlegen.
Verschiedene Standards
In den vergangenen Jahren haben sich vor allem zwei Standards von wireless HDMI durchgesetzt: Der WiHD-Standard funkt im 60 GHz Frequenzband und funktioniert auf Sichtdistanz bis zu 10m. Der WHDI-Standard hingegen funkt auf 5 GHz, funktioniert bis zu 30m auf Sicht und soll sogar bis zu 15m mit einem Hindernis dazwischen funktionieren. Diese Geräte erweitern je nach Modell das Frequenzband für den Handshake variabel von 4,9 bis 5,9 GHz nach oben und unten, um insbesondere Störungen mit Wlan im 5 GHz-Bereich zu vermeiden. Dennoch können Anpassungen beim Wlan vonnöten sein, um Störungen zu vermeiden.
Die von mir geteste wireless HDMI-Lösung von Epson entspricht dem WiHD-Standard mit dem 60 GHz Freuquenzband und sollte somit keine Störungen im Wlan verursachen. Mit der Betonung auf sollte, denn bei mir kam es trotzdem zu Störungen – doch dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Die Tücken und mögliche Probleme von wirless HDMI
Wie so oft gibt es auch bei wireless HDMI auch eine Kehrseite: So kann ein bestehendes Wlan empfindlich gestört werden. Diese Erfahrung habe ich selber gemacht. Die Platzierung der wireless HDMI Box ist deshalb vorweg genau zu planen. Damit andere Geräte, die mit dem Wlan verbunden sind, nicht im Weg zwischen jener Box und dem Beamer sind, sondern besser dahinter platziert werden. Ebenso sollte die wireless HDMI Box auch nicht zwischen dem Wlan Router und den damit verbundenen Geräten stehen. Wird dies beachtet, so kann man in der Regel die Störungen eines Wlans weitgehend verhindern. Alternativ stellt man das eigene Wlan von 5 GHz auf 2.4 GHz um.
Es gibt aber noch ein paar weitere Stolpersteine mit wirless HDMI, worauf ich in der folgenden Tabelle eingehe. Dies ist natürlich nur eine stark vereinfachte Gegenüberstellung, die von einer grundsätzlich fachgerechten Installation und einer stabil funktionierenden HDMI-Verbindung ausgeht. Aber die wesentlichen Faktoren beider Techniken werden berücksichtigt.
Gegenüberstellung
Wireless HDMI | Wired HDMI (kabelgebunden) | |
---|---|---|
Full HD 1080p/60Hz | ✓ | ✓ |
Ultra HD 4K/30Hz | ✓ | ✓ |
Ultra HD 4K/60Hz | X | ✓ |
Distanz | WiHD (60 GHz): max. 10m auf Sicht WHDI (5 GHz): max. 20-30m auf Sicht | bis zu 100m (mit höchstwertigen Glasfaser HDMI-Kabeln) |
HDMI-Kabel | Kabel zur Wireless HDMI Box gut versteckbar | Kabelkanal an Wand/Decke entlang zum Beamer – falls bauseitig keine entsprechenden Vorbereitungen getroffen wurden. Je nach Architektur nicht gänzlich unsichtbar anzubringen. |
Verbindungsaufbau zur Bildübertragung | im Idealfall zwischen 10-20 Sekunden | sofort |
Geeignet für Gaming | je nach Modell problemlos möglich | ✓ |
Störeinflüsse auf vorhandene Wlans | möglich | keine |
Ultra HD mit wireless HDMI
Lange Zeit war Ultra HD wired HDMI vorbehalten. Inzwischen ist dies auch mit wireless HDMI möglich. Allerdings nur bei 30Hz. Für 4K/60Hz braucht es nach wie vor die kabelgebundene HDMI-Variante.
Verbindungsaufbau, Bildstabilität und Gaming
Mit dem verzögerten Verbindungsaufbau bei kabellosem HDMI kann man durchaus leben, sofern sich diese wie bei der Epson Lösung zwischen 10-20 Sekunden bewegt. Tragisch ist das gewiss nicht.
Steht die Verbindung einmal, bleibt sie in der Regel sehr stabil. Aber schon ein kurzes Stehen oder vorbeilaufen vor der Sendebox reicht, damit die Verbindungsqualität abnimmt. Hat man eine ansonsten exzellente Verbindung, kann das Bild stabil bleiben – muss es aber nicht. Ist die Verbindung auch sonst nicht einwandfrei, reisst sie in so einem Fall schnell ab.
Gaming mit geringen Latenzzeiten ist kein Problem, was allerdings nicht auf alle wirless HDMI Produkte zutrifft. Hier muss man sich vorweg im Internet oder beim Händler des Vertrauens informieren.
Störeinflüsse auf Wlan
Ein grosses Problem waren aber die in meinem Fall anfänglich sehr stark auftretenden Störungen meines bestehenden Wlans. Und dies erstaunlicherweise obwohl der WiHD-Standard im 60 GHz Bereich funkt! Da mein Apple TV per Wlan mit dem Internet verbunden ist, war ein schnelles und unterbruchfreies Streaming kaum mehr möglich. Eine Umplatzierung des Apple TV – d.h. hinter die nach vorne sendende wireless HDMI Box – brachte dann glücklicherweise eine enorme Verbesserung. Das Streaming vom Handy aufs Apple TV war aber nach wie vor von gelegentlichen Störungen und Unterbrüchen betroffen: Denn logischerweise sitzt man mit dem Handy vor der Leinwand und somit zwischen Beamer und der wireless HDMI Box.
Mein fazit und die Gründe für den Wechsel zu wired HDMI
Obwohl ich mit der Bildqualität über wireless HDMI sehr zufrieden war und man auch viel positives von den neuen 4K wireless Lösungen liest und hört, habe ich bereits ein halbes Jahr später im August 2016 auf eine kabelgebundene Variante mit einem 20m langen Glasfaser HDMI-Kabel gewechselt. Die Gründe dafür waren:
- Störungen des Streamings vom Handy aufs Apple TV
- Seltene, aber doch hin und wieder auftretende Unterbrüche
- Gewachsener Wunsch, langfristig auf einen Beamer mit nativem 4K zu wechseln und Filme in 4K/60Hz zu erleben.
- Bauseitig bereits vorhandene Einlegerohre zum weitgehend unsichtbaren Einzug eines HDMI-Kabels zum Beamer
Wie man sieht, haben sowohl wireless HDMI und wired HDMI ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. Ausgehend von den persönlichen Ansprüchen und den architektonischen Gegebenheiten muss letztlich jeder selbst seine Entscheidung treffen.
Falls man sich in der Plan- und/oder Bauphase eines Eigenheims oder einer Eigentumswohnung befindet, sollte man aber auf jeden Fall die Möglichkeit nutzen, einen Stromanschluss sowie ein M40-Einlegerohr bei den vorgesehenen Plätzen von Beamer und Quellgeräten zu verbauen. Denn damit hat man letztenendes die grösstmögliche Flexibilität.
Schlussendlich kann man durchaus mit beiden Techniken glücklich werden – eine gut geplante Grundinstallation mit hochwertigen Komponenten vorausgesetzt.
Weitere Anpassungen der Heimkino-Installation
Im Rahmen der Umstellung habe ich auch den professionellen 4K HDMI Matrix-Switch OR-42-4K22 von CYP gekauft, der das Bildsignal an zwei unterschiedliche Beamer weiterleiten kann. Denn seit einiger Zeit habe ich in meinem Büro einen kleinen Zweitbeamer.
Zugleich liess ich den Heimkino-Beamer etwas tiefer montieren, um den Lensshift nicht mehr bis ins Maxium nutzen zu müssen. Aber auch im Hinblick auf mehr Flexibilität bei der in Zukunft geplanten Anschaffung eines grossen nativen 4K Beamers.
Für den Erwerb dieser Komponenten und die Installation vor Ort habe ich mich wiederum für die homecinema GmbH in Grosshöchstetten (www.homecinema.ch, Tel +41 31 711 00 00) entschieden. Mit dieser Firma habe ich einen verlässlichen Partner für meine Heimkino Installation gefunden. Meinen besonderen Dank an den Projektplaner Reto Wildbolz.