Von der High End Stereoanlage zum High End Home Cinema

Schon seit langer Zeit war der Ausbau meiner High End Stereoanlage zu einem entsprechenden Home Cinema ein persönlicher Wunsch. Aufgrund der recht kompromisslosen Aufstellung meiner Anlage im Wohnzimmer, war schon bald klar, dass es eine Lösung mit Leinwand und Beamer werden muss. Oft wird heutzutage ein grosser TV bei einer Stereoanlage zwischen den Lautsprechern platziert. Allerdings ist dies akustisch nicht förderlich und aufgrund der diversen Elektronik meiner Anlage wäre eine sehr hohe Platzierung des TVs unumgänglich gewesen. Da die Stereoanlage vor einer Fensterfront platziert ist, war dies aber sowieso keine Option. Ausserdem würde das Leuchten der Endstufen-Röhren die abendliche Kino-Atmosphäre empfindlich stören.

Zu guter Letzt hat man in Wohnzimmern oft nicht die Möglichkeit, komplett abzudunkeln. So habe ich in meinem Wohnzimmer bei der davor befindlichen Loggia aufgrund der raumhohen Fenster keine Storen. Andererseits möchte man vielleicht auch mal tagsüber eine Sport-Übertragung schauen und dazu nicht gleich alles abdunkeln. Schliesslich ist es noch immer ein Wohnzimmer und kein sepater Heimkino-Raum. Es gibt einige Stolpersteine bei einem Heimkino im Wohnzimmer, allerdings ist es nicht unmöglich und kann mit den richtigen Partnern und bei guter Planung sehr gut gelingen.

Der richtige Partner

Da ich im Heimkino-Bereich nur wenig Erfahrung habe und auch gar nicht in der Lage bin, derartige Installationen selbst auszuführen, habe ich längere Zeit eine seriöse Firma gesucht, die mir meinen Wunschtraum verwirklichen kann. Fündig geworden bin ich letztlich bei der homecinema GmbH in Grosshöchstetten (www.homecinema.ch, Tel +41 31 711 00 00). Die Firma kann auf eine über 10jährige Erfahrung zurückblicken und gilt als eine der führenden Schweizer Unternehmen für Heimkino-Einrichtungen.

Nach einer ersten telefonischen Beratung folgte eine Besichtigung der Situation bei mir zu Hause. Ein meines Erachtens sehr wichtiger Punkt und elementarer Bestandteil einer weitsichtigen Planung, um unschöne spätere Überraschungen zu vermeiden. Mein Dank gilt hierbei Herrn Reto Wildbolz für die ausgesprochen freundliche und kompetente Beratung und die diversen Vorabklärungen.

Nachdem einige Monate später das ganze Material eingetroffen war, folgte die Installation. Dank dem Engagement von Herrn Wildbolz wie auch dem ebenfalls anwesenden Geschäftsführer der homecinema GmbH, Herrn Reto Wäffler, war die Installation nach einem Tag vollendet. Die Arbeiten wurden sehr gewissenhaft und sorgsam ausgeführt. Für die kompetente Beartung, die professionelle Arbeit und auch das saubere Aufräumen am Abend nach der Installation kann ich die Homecinema GmbH bedenkenlos weiter empfehlen.

Wie es zu den jeweiligen Produktentscheidungen kam und worauf geachtet werden muss, erfährt man im nachfolgenden Bericht.

Die Wahl der richtigen Leinwand

Eine hochwertige Leinwand ist die Basis für jedes Heimkino. Ein Beamer kann noch so gut sein, wird mit der Leinwand gespart, ist der ganze Aufwand seitens Beamers sprichwörtlich für die Katz. Wenn man sparen will, ist es tatsächlich besser, einen etwas günstigeren Beamer zu wählen und dafür mehr in die Leinwand zu investieren als umgekehrt.

Für die passende Leinwandgrösse gibt es verschiedene Empfehlungen. Als Faustregel kann meistens von folgendem ausgegangen werden: Der Abstand zwischen Zuschauer und Leinwand sollte 1.5- bis 2-mal so gross wie die Leinwandbreite sein. In meinem Fall stellte sich eine Leinwand im 16:9 Format mit einer Breite von rund 1.65m als ideal war. Man mag zwar von einer Leinwand mehr Grösse erwarten, sollte aber die Sichtdistanz nicht aus den Augen verlieren. Eine zu grosse Leinwand bzw. ein zu kleiner Sichtabstand ist kein Genuss. Und wenn man ständig den Kopf bewegen muss, ist dies auf Dauer sehr anstrengend. Jeder, der in einem Kino schon mal in der ersten Reihe sass, wird dies verstehen. Der Sichtabstand beträgt bei mir ca. 2.6m. Die Leinwandbreite von 1.65m ist dadurch angemessen gewählt. Nicht zu klein, aber auch nicht zu gross.

Da die Lautsprecher bei mir akustikbedingt freistehend mit der Front auf ca. einem Drittel der Raumtiefe stehen, sollte die Leinwand hinter die Lautsprecher platziert werden, wobei die Sicht zwischen den Lautsprechern auf die Leinwand natürlich frei ist. In diesem Fall kam nur eine motorisierte Leinwand mit Deckenmontage in Frage. Aufgrund des Zwischenmasses war eine Sonderanfertigung unumgänglich. Und so fiel der Entscheid für das Modell „Luxus A Electricscreen“ – eine High End Leinwand von Stewart Filmscreen aus den USA. Die Stewart Leinwände gehören mit zum Besten, was der Weltmarkt zu bieten hat. So hat Stewart schon zwei Oscars erhalten, stellt auch die Leinwände für die Oscarverleihungen bereit und gilt weltweit in vielen Filmstudios als Standard.

Stewart bietet für verschiedene Lichtsituationen unterschiedliche Leinwände an. Bei meinem nicht komplett abdunkelbaren Wohnzimmer hat sich das FireHawk G4 Leinwand-Tuch angeboten. Ein graues sogenanntes Hochkontrast-Tuch, das ideal bei Tageslicht-Umgebungen ist. Im Vergleich zu Hochkontrast-Tüchern vieler anderer Hersteller bietet es mit Abstand das ausgewogenste Bild mit kaum bemerkbaren Hotspot. Sogar bei Tageslicht kann der Beamer problemlos im sparsamen Eco-Mode betrieben werden und dank der grauen Beschichtung ist der Schwarzwert wesentlich besser, als bei einem mattweisen Tuch. Der Weisswert und die Farbtreue können trotzdem als hervorragend bezeichnet werden und auch Abends bei Dunkelheit weiss das FireHawk G4 zu überzeugen. Darüber hinaus ist die Leinwand mit 4K+ Zertifizierung zukunftssicher. Die Leinwand lässt von hinten kein Licht durch und so sind auch dahinter befindliche  Röhren-Verstärker mit ihren leuchtenten Röhren kein Problem.

Absolut elementar für ein gutes Bild ist die Planlage der Leinwand – insbesondere bei einer elektrischen Leinwand ist daher ein seitliches Seilspannsystem unabdingbar.

Für die Stromversorgung des Motors der Leinwand hat die homecinema GmbH einen kleinen Kabelkanal von der Deckenlampe zur Leinwand verlegt. Optisch sind Kabelkanäle oft heikel – mich persönlich stört es aber überhaupt nicht, da der Kanal kompakt und auch nicht sehr lange ist. Das Leinwandgehäuse selber hat mit 14cm Höhe und Tiefe sowie einer Länge von rund 2.1m eine ordentliche Grösse. Dank dem mattweisen Gehäuse trägt es aber nicht zu dick auf und integriert sich gut im Wohnzimmer. Ein Unterputz-Einbau in die Decke ist bei Wohnungen nicht oder nur zum Teil möglich, da die Decken oftmals zu dünn für den notwendigen Platz sind. Falls dies stört, bietet sich eine – auch nur teilweise – Decken-Abhängung an. Je nach Architektur lässt sich das optisch gut realisieren. Bei mir kam dies allerdings nicht in Frage, da das Wohnzimmer zum Büro wie auch zum Essbereich hin komplett offen ist.

Beamer – Full HD oder doch 4K?

Anfangs 2016 sind hochwertige 4K Beamer ab rund Fr. 6’000.- erhältlich – zumindest mit 4K e-shift. Für High End Verhältnisse eher ein normaler Betrag. Allerdings ist der Preisverfall bei den Beamern seit jeher beachtlich. So werden 4K e-shift Beamer in voraussichtlich 2-3 Jahren für rund Fr. 3’000.- über den Ladentisch gehen. Der Preisverfall bewegte sich auch schon bei den Full HD Beamern über die Jahre im gleichen Verhältnis. Darum – und weil ich einen stattlichen Betrag für die Leinwand investierte – entschied ich mich, auf 4K zu verzichten. Das fiel mir sowieso nicht allzu schwer, da es derzeit nur wenig 4K-Inhalte gibt. Sicher, mittels Upscaling kann auch aus Full HD Signalen noch eine signifikante Qualitätssteigerung erreicht werden. Aber bei dem Preisverfall war ich einfach nicht bereit, so viel Geld in einen Beamer zu investieren.

Darüber hinaus bestand bei meinem Wohnzimmer auch die Problematik mit der HDMI-Zuleitung. Ich hätte ein Kabel jeweils temporär über den Boden legen müssen, um das Bildsignal von den Zuspielern zum Beamer zu übermitteln. So bot sich eine Lösung mit Wireless-HDMI an. Und dies gibt es derzeit aber nur bei Full HD 3D Beamern. Bei einer solchen Lösung ist unbedingt zu beachten, dass die Distanz zwischen Sender und Empfänger 10m nicht übersteigen sollte und ein guter Sichtkontakt zwischen beiden Geräten absolut notwendig ist.

Das Wireless-HDMI Gerät fungiert zugleich als HDMI-Switch mit vier HDMI-Eingängen und einem HDMI-Ausgang. Letzterer ist nützlich um z.B. noch einen normalen TV anzuschliessen. Der Ton wird in Stereo via Toslink ausgegeben. Hierbei gibt es eine kleine Unschönheit: Über HDMI gibt der verwendete Blu-ray Player stets ein Surroundsignal aus, wovon beim Toslink des Epson Wireless-HDMI Geräts nur der linke und rechte Kanal ausgeben werden. So geht natürlich der Centerkanal verloren. So ist dieses Feature leider nutzlos. Gelöst habe ich das Problem mit einem aktiven Oehlbach Toslink-Switch, der direkt am Blu-ray Player und den weiteren Quellen angeschlossen wurde. An den Toslink-Anschlüssen der Quellen wird ein sauber von Surround auf Stereo herunter gemixtes Signal ausgegeben.

Problematisch ist, wenn das Wireless-HDMI zwischen dem Wlan-Router und anderen Wlan-Geräten liegt, welche direkt daneben platziert sind. Der Wlan-Empfang meines Apple TV war zwar auf voller Stärke und dennoch wurde sein Signal empfindlich gestört, was immer wieder zu Unterbrüchen in der Wiedergabe führte. Die Lösung war letztlich, das Apple TV hinter dem Wireless-HDMI zu platzieren, wodurch eine direkte Sichtverbindung vom Apple TV zum Wlan-Router besteht. Die Wlan-Störungen vom Wireless-HDMI konnte ich damit umgeben und Apple TV streamte nun wieder absolut flüssig und ohne Ladepausen.

Der Beamer-Entscheid fiel letztlich zugunsten des Epson EH-TW9200W. Ein Full HD 3D Beamer mit einer ausgezeichneten Lichtleistung von maximal 2400 ANSI-Lumen. Diese Helligkeit wird kalibriert natürlich nicht erreicht, aber genügend Helligkeitsreserven sind beim Einsatz in einem Wohnzimmer immer von Vorteil. Beim Kinomodus fährt ein roter Farbfilter in den Lichtweg und korrigiert damit die Farben der Lampe, um möglichst perfekte Farbwerte zu erreichen.

In 2D ist der Beamer flüsterleise und kaum wahrnehmbar. Bei 3D schaltet er zwangsweise in den hohen Lampenmodus, um dem Helligkeitsverlust entgegen zu wirken. Dann ist er allerdings hörbar: Gemäss Herstellerangabe mit einer Lautstärke von 32dB. Das ist immer noch leise, aber im 3D Modus gibt es leisere Beamer. Das Geräusch tritt aber schnell in den Hintergrund, sobald schon ein leiser Filmton läuft. So gesehen ist er in diesem Punkt zwar verbesserungswürdig, aber man kann damit gut leben.

Eine tolle Eigenschaft des Epson Beamers ist der grosszügige Lens Shift, welche eine sehr flexible Positionierung ermöglicht.

Preislich gesehen liegt der Beamer mit rund Fr. 2’600.- am unteren Ende des High End Bereichs. Sein direkter Konkurrent ist der Sony VPL HW 55, der im 3D Bereich leiser ist. Über die Farbtreue gibt es verschiedene Meinungen. Manche geben dem Epson den Vorzug, manche dem Sony. Glücklich werden kann man sicherlich mit beiden Modellen. Wobei der Epson den Vorteil hat, dass er HDMI-Wireless gleich dabei hat und der Empfänger im Beamer integriert ist.

Surround Sound oder doch nur Stereo?

Zu einem Home Cinema gehört Surround Sound ohne wenn und aber. Oder etwa doch nicht?

Fakt ist, dass vor allem die hinteren Lautsprecher-Kanäle die nachträgliche Integration in ein Wohnzimmer nicht vereinfachen. Darüber hinaus muss man sich im Klaren sein, dass eine Erweiterung einer Stereoanlage der Spitzenklasse mit Surroundsound ebenso hochwertige weitere Verstärker und Lautsprecher sowie AV-Receiver verlangt. Und 5.1 ist bei High End sowieso keine Option: Wenn schon muss es mindestens 5.2 sein – also jeweils zwei Front- und Rear-Lautsprecher, ein Center-Lautsprecher und bei beiden Front-Lautsprechern je ein Subwoofer. All diese Faktoren und die Angleichung der weiteren Komponenten an eine bestehende High End Stereoanlage gehen gewaltig ins Geld und so kann allein die Surroundsound-Erweiterung problemlos fünf- bis sechsstellige Beträge verschlingen.

Bei mir war der Platz für Surroundsound schlichtweg nicht vorhanden. Vor allem aufgrund der nahezu kompromisslosen Aufstellung meiner Stereoanlage. So fiel der Entscheid für die Kombination des Home Cinemas mit klassischem aber dafür exzellentem Stereosound. Und dies funktioniert wirklich hervorragend.

Die richtige Quellenwahl

Eine gute Quelle ist die Basis eines jeden Heimkinos. Hier sollte man nicht sparen. In den letzten Jahren hat sich vor allem der chinesische Hersteller Oppo mit seinen sehr universellen Multiformat-Playern einen Namen gemacht. Ich entschied mich letztlich für den Oppo BDP-103D: Bildtechnisch sicherlich einer der besten Blu-ray Player. Dank Darbee Vision Technologie bietet er ein absolut flimmerfreies und gestochen scharfes Bild. Unter Berücksichtigung der Beamer- und Leinwand-Wahl kam aber nur die getunte Variante „Audiocom Signature“ in Frage. In dieser Variante hat der Blu-ray Player eine modifizierte Stromversorgung und eine stark verbesserte Audio- und Videosektion. Nachteilig ist allenfalls die Tatsache, dass diese Version gleich mehr als das dreifache des Basis-Geräts kostet. Aber im Sinne eines möglichst ausgeglichenen Heimkino-Systems war diese Wahl nur logisch und konsequent.

Beim nachträglichen experimentieren mit Gerätefüssen stellten sich die Swisscables Unique als ausgezeichnete Tuning-Massnahme dar. Sie führen zu mehr Ruhe im Klangbild und weniger Schärfe. Das Glastablar des Regals ist natürlich eine problematische Geräte-Unterlage, aber die Swisscables Unique elinimieren diese Unzulänglichkeiten deutlich. Wenn man es nicht gehört hat, glaubt man es kaum.

Audiophiler Klang über Toslink?

Der Ton gelangt über ein Oehlbach XXL Series Toslink-Kabel zum Wandlereingang des CD-Players der Stereoanlage. Im Foto sieht man das blaue Toslink-Kabel am CD-Player. Da Blu-ray Player und Stereoanlage in zwei verschiedenen Räumen sind und somit unterschiedliche Stromversorgungen haben, besteht die Gefahr einer sogenannten Brummschleife. Dank der rein optisch digitalen Verbindung zur Stereoanlage, wird dieses Problem umgangen.

Allerdings ist Toslink im High End Bereich nie die erste Wahl: So sind zwar Rythmik, Dynamik und erfreulicherweise auch die Klangfarben sehr gut, die Transparenz hingegen könnte besser sein. Mit einer elektrisch digitalen Verbindung – die Toslink bei einer Stereoanlage der Spitzenklasse auf jeden Fall vorzuziehen ist – wäre die klangliche Transparenz klar besser. Auch in Sachen Klangfarben kann man sich hiervon noch eine Verbesserung versprechen. Die Problematik eines allfälligen Brumms wäre bei dieser Variante durchaus auch lösbar. Das entsprechende favorisierte Kabel hätte aber einen grösseren Kabelkanal verlangt, der an jener Stelle etwas dick geworden wäre. Man muss sich aber auch vor Augen halten, dass man bei Kinofilmen klanglich in aller Regel nicht die gleichen Ansprüche an den Klang hat, wie beim reinen Musikhören über eine Stereoanlage.

Nun gut, dies ist Jammern auf hohem Niveau. Denn schlecht klingt es keinesfalls, ganz im Gegenteil: Bei Einsatz von absoluten Top-Komponenten seitens Wandler wie auch Verstärker, Lautsprecher und der weiteren Verkabelung wird ein grosser Teil dieses Mankos wettgemacht.

Impressionen des fertigen Systems

Nach einem ganzen Tag Arbeit der Herren Wäffler und Wildbolz von der homecinema GmbH war es letztlich endlich vollbracht. Und für mich ging damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Nachträglich ein paar Impressionen mit weiteren Informationen.