Das Tonband – das verkannte Klangjuwel
Die analogen Tonband-Maschinen waren im 20. Jahrhundert die elementare Komponente eines jeden Studios zur Tonaufzeichnung. Im Studiobereich kamen hauptsächlich die Mehrkanal-Bandmaschinen mit anfänglich vier Spuren – wie z.B. die Studer J37, welche u.a. von den Beatles genutzt wurde – später sogar mit bis zu 24 Spuren zum Einsatz.
Im privaten Bereich waren die analogen Tonband-Maschinen vor allem in den 1960ern und 1970ern der Traum eines jeden Musikliebhabers. Hier wurden in erster Linie Stereo-Geräte mit Viertelzoll-Tonband genutzt.
In den 1960ern kamen Kassettengeräte mit Compact Cassetten (Audiokassetten) auf, welche wesentlich kleiner und in der Handhabung auch einfacher waren. Durch das schmale Bandmaterial taugten diese anfänglich aber nicht zu HiFi-Zwecken. Erst später wurde mit der Entwicklung von besserem Bandmaterial für Kassetten auch bei diesen Geräten HiFi-Qualität möglich. So fand dieses Medium in Verbindung mit Radiorekordern – auch Ghettoblaster genannt – vor allem in der Jugendkultur der 1970er und 1980er grosse Verbreitung.
Mit der zunehmenden Digitalisierung verlor das Tonband an Bedeutung. Im privaten Bereich konnte sich die Kassette in den 1990ern noch einige Zeit als Aufnahmemedium halten, bis sie von MiniDisc und schliesslich von den MP3-Playern verdrängt wurde. Für den Studio-Bereich kamen digitale Tonband-Maschinen auf den Markt. Daneben entstand mit dem DAT eine kompakte Digital-Kassette, die allerdings aufgrund ihrer limitierten Qualität – auf Höhe der CD – hauptsächlich im Rundfunkbereich Verbreitung fand. Die digitalen Tonband-Maschinen wurden später durch Harddisk-Recorder abgelöst. Das Harddisk-Recording ist das heutzutage übliche Tonaufzeichnungsverfahren in Studios.
Mit der wieder erwachten Nachfrage an Vinyl-Schallplatten der letzten Jahre, nehmen auch immer mehr Studios nicht mehr gebrauchte analoge Bandmaschinen wieder in Betrieb. Da weltweit keine solchen Maschinen mehr produziert werden, haben sich einige Firmen auf die Revision und Instandhaltung dieser Prezisiosen spezialisiert. Bandmaterial für Consumer- wie auch für Profigeräte wird hingegen noch produziert, wenn auch weltweilt nur noch von zwei Herstellern und deswegen zu relativ stattlichen Preisen.
Den analogen Bandmaschinen wird ein wesentlich angenehmerer und natürlicherer Klang nachgesagt, welche den diversen digitalen Aufzeichnungsmöglichkeiten – aufgrund deren zu Grunde liegenden Kompression der analogen Wellenform – schlichtweg abgeht.
Die Grafik verdeutlicht die Digitalisierung (blau) des Analogsignals (rot). Am Anfang wird mit einer tiefen Abtastrate digitalisiert, wodurch relativ viel vom Analogsignal verloren geht. Danach folgt die Digitalisierung mit einer höheren Abtastrate. Doch auch bei noch höherer Abtastrate kann man hier gut erkennen, dass immer ein Teil des analogen Ursprungsignals verloren geht.
Auch im privaten Bereich gibt es einen kleinen Kreis von Tonband-Liebhabern, welche dem Format nach wie vor die Treue halten. Ein besonderes klangliches Erlebnis stellt bei Tonband u.a. eine sogenannte Masterband-Kopie dar, bei der das originale Studio-Masterband 1:1 kopiert wird. Das klangliche Erlebnis ist dabei absolut einzigartig und liegt weit über den Möglichkeiten einer Vinyl-LP oder einer CD, welche mediumbedingt klanglich gegenüber dem Master stark limitiert sind. Allerdings gibt es – auch aus lizenzrechtlichen Gründen – nur relativ wenig zum Kauf angebotene Masterband-Kopien und diese schlagen schnell mit einigen Hundert Schweizer Franken zu Buche. Die hohen Preise erklären sich aus der geringen Stückzahl, Lizenzgebühren, dem teuren Bandmaterial und zuletzt der Tatsache, dass diese Kopien in Handarbeit – wie beispielsweise bei der AAA – erstellt werden.
Im High End Bereich ist Recording eher weniger ein Thema. Das zeigt sich daran, dass Recording-Lösungen heutzutage primär für Studio- und Rundfunk-Zwecke ausgelegt sind. Einzig ein paar wenige High End Musikserver mit Aufnahmefunktion bilden hier eine Ausnahme. In meiner Anlage befinden sich sowohl eine analoge Studio-Bandmaschine einer bekannten Schweizer Marke sowie ein moderner Harddisc-Recorder eines japanischen Herstellers.
Im Gegensatz zur Bandmaschine ist der Harddisc-Recorder schnell einsatzbereit, da hier natürlich nicht erst ein Band eingelegt und eingefädelt werden muss. Bei besagtem Recorder handelt es sich um einen der wenigen, welcher sogar doppelte SA-CD Qualität unterstützt: D.h. eine Abtastrate von 5.6 MHz bei 1bit Quantisierung. Die Abtastrate der normalen CD von gerade mal 0.0441 MHz – einfacher 44.1 KHz – fällt dagegen sehr bescheiden aus. Aufnahmetechnisch sind im Digitalbereich 5.6 MHz Abtastrate das derzeit höchste der Gefühle. Es ermöglicht eine nahezu 1:1 Digitalisierung einer Schallplatte. Eine entsprechende Aufnahme ist verblüffend nah am analogen Original. Doch leider reduziert die digitale Kompression auch bei einer so hohen Abtastrate die Klangfülle einer analogen Aufnahme. Um letztlich bei einer Aufnahme von Tonband oder Vinyl-LP den lebendigen Klang der analogen Quelle nicht zu verlieren, führt auch bei dem heutigen umfangreichen Angebot an hochwertigen Profi-Harddisc-Recordern kein Weg an einer analogen Bandmaschine vorbei. So nutze ich den Harddisc-Recorder in erster Linie für Radio-Aufnahmen und zur Digitalisierung von LP’s für meinen iPod.
Die Nutzung einer analogen Bandmaschine bedeutet für mich zwar einiges an Mehrarbeit, doch mich fasziniert der Umgang mit dem Medium Tonband und die Mechanik einer solchen Maschine ungemein. Und dann ist da natürlich noch der absolut phänomenale Klang, welche die Studio-Bandmaschine bei entsprechendem Studio-Tonband und der höchsten Geschwindigkeit von 38cm / sec zu leisten vermag: LPs können praktisch ohne hörbaren Qualitätsverlust aufgenommen und dann ab Tonband wiedergeben werden. Ganz besonders wird’s beim Aufnehmen von CD’s: Die aufgenommene CD klingt natürlich nicht besser, allerdings anders: D.h. wärmer und angenehmer, der CD-Klang verliert an Schärfe. Diese Änderung der Klangfarbe geschieht durch die Aufnahme auf Tonband. Eine Liga für sich sind die sogenannten Masterband-Kopien, wovon ich selber einige von der AAA besitze: Klanglich sind diese Bänder eine unerreichte Referenz, die mit keinem anderen Format wie Vinyl-LP oder CD erreicht werden kann.
Auch wenn es nur wenige Masterband-Kopien gibt und Bandmaschinen nicht mehr hergestellt werden, ist die Beschäftigung damit überaus lohnenswert: Es macht einfach Spass, auf Tonband aufzunehmen, das Band zu schneiden und sich eigene Best of-Bänder zu erstellen. Was die Bandmaschinen angeht, so ist das Ersatzteil- und Wartungsangebot vor allem für Modelle von Studer, Revox wie auch Telefunken überaus umfangreich – man muss sich also auch diesbezüglich keine Sorgen machen. Für absolut kompromisslose Qualität insbesondere bei Wiedergabe von Masterband-Kopien empfiehlt sich in jedem Fall eine analoge Bandmaschine der weltbekannten Schweizer Marke Studer. Hierbei empfehle ich dem Musikliebhaber die Kontaktaufnahme mit Herrn Andreas Kuhn von analog-audio Kuhn in Spiez. Herr Kuhn ist der Spezialist für analoge Studer-Bandmaschinen weltweit!